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Wie gehst du mit Konflikten in deiner Praxis um und wie kannst du sie sogar nutzen, um dein Team zu stärken?

Konflikte sind ein ungeliebtes Thema, dem wir uns im Leben aber immer wieder stellen müssen – so auch in der eigenen Praxis. Erschwerend kommt dazu, dass Frauen tendenziell konfliktscheuer sind als Männer. Es fällt uns schwerer, die Spannung, die zwangsläufig mit einem Konflikt einhergeht, auszuhalten. Lass uns gemeinsam einen Weg finden, Konflikte zu bewältigen und im besten Fall noch mit einer gestärkten Beziehung aus dem Konflikt herauszugehen. Die von mir beschriebene Vorgehensweise eignet sich anfangs besonders gut für Konflikte, bei denen du ein bisschen Zeit hast, deine Haltung zum Konflikt zu beleuchten.

Gut durch den Konflikt in 4 Schritten

Schritt 1: Finde deine Haltung im Konflikt

Überlege dir, welche Position du im Konflikt vertreten möchtest. Diese Position sollte sich an deinen Werten und Bedürfnissen orientieren. Aus dieser Klarheit heraus entwickelst du die Fähigkeit, für deine Position einzustehen und den Konflikt konstruktiv zu bewältigen.

Beispiel: Eine Mitarbeiterin* beschwert sich häufig bei dir, dass sich einige Kolleginnen nicht genug einbringen würden. Du hörst in dich hinein und entwickelst die Position, dass dir die Beschwerden dieser Art zu viel sind. Und dich stört die Gefährdung des Zusammenhalts im Team.

In der Sache siehst du das Problem nicht in der fehlenden Motivation der angeprangerten Mitarbeiterinnen. Die Problematik liegt deiner Meinung nach darin, dass die Auslastung des Teams aus organisatorischen Gründen variiert und dass es möglicherweise an Toleranz für andere Persönlichkeitstypen mangelt. Die einen erkennen in ruhigeren Phasen schneller, was noch zu tun ist, die anderen tun sich da schwerer.

Schritt 2: Den Dialog eröffnen

Beschreibe zunächst ganz objektiv, was vorgefallen ist oder was dir aufgefallen ist und lade deine Mitarbeiterin zum Gespräch ein.

Fortsetzung Beispiel: „Du bist im letzten Monat 3 Mal zu mir gekommen und hast mir erzählt, dass es für dich anstrengend ist, dass xy und xy sich nicht genug einbringen. Wollen wir darüber nochmal in Ruhe reden?“

Schritt 3: Fragen stellen und Gefühle benennen

Stelle Fragen, die darauf abzielen, dein Gegenüber besser zu verstehen.

Sei dabei

  • offen
  • interessiert
  • frei von Bewertung und ohne Unterton.

Es ist durchaus möglich, dass sich deine Position durch die Antworten verändert. Eine neue Information kann dazu führen, dass du die Situation völlig anders bewertest.

Erneut kommt deine Haltung ins Spiel. Du bewertest und verurteilst deine Gesprächspartnerin nicht, sondern gehst davon aus, dass sie ein berechtigtes Interesse hatte, sich so zu verhalten. Du gibst ihr mit dieser Haltung die Chance, wieder „anzudocken“.

Benenne im gleichen Schritt zum Abschluss auch deine Gefühle. Weiterhin ist wichtig, dass du auch hierbei nicht vorwurfsvoll klingst, sondern ganz bei dir bleibst.

Fortsetzung Beispiel: Frage zum Beispiel: „In welchen Situationen ist dir besonders aufgefallen, dass xy und xy sich nicht so eingebracht haben? Hast du das Gefühl, an diesen Tagen bleibt Arbeit liegen, obwohl eigentlich genug Kolleginnen da waren? Hast du den Eindruck, dass du mehr belastet bist, wenn die beiden sich weniger einbringen? Wie ist es für dich, wenn du sie rumstehen siehst? Hast du den Eindruck, die beiden wissen, was noch zu tun wäre? Glaubst du, dass ihr in der aktuellen Teamzusammensetzung einen Modus guter Zusammenarbeit finden könntet? Was fehlt dazu? Was trägst du aus deiner Sicht zum Funktionieren des Teams bei? Was fehlt dir aktuell an Unterstützung durch mich?“

Wir nehmen im Beispiel an, dass du bei deiner Position bleiben kannst. Etwas anderes wäre es, wenn du zu dem Schluss gelangt wärest, dass die anderen Mitarbeiterinnen sich wirklich unabhängig von der Auslastung vorsätzlich auf Kosten der anderen rausziehen.

„Ich habe verstanden, warum du die Situation so wahrnimmst. Ich bin Dir sehr dankbar für Deinen Einsatz für unsere Praxis und finde wirklich richtig toll, dass Du immer im Überblick hast, was noch zu tun ist. Das ist eine sehr wertvolle Eigenschaft für unser Team, die dich besonders auszeichnet. Gleichzeitig bin ich der Überzeugung, dass sich die anderen beiden auch auf eine passende Weise einbringen. Sie haben andere Stärken wie …… Es frustriert mich, dass dieses Thema immer wieder hochkommt. Mir sind Toleranz und gute Zusammenarbeit im Team wichtig.“

Schritt 4: Die Kunst, in der Spannung zu verweilen

Dann bist du erstmal still. Dieser Moment der Stille kann sehr unangenehm sein, ist aber oft der Schlüssel zur Lösung. Wir neigen dazu, weiter zu erläutern oder die Spannung direkt wieder einzufangen. „Du hast bestimmt eine Erklärung dafür.“

Du gibst deinem Gegenüber in dem Moment die Chance, nachzudenken und sich zu positionieren.

Fortsetzung Beispiel: Deine Mitarbeiterin hat schon 2 wichtige Punkte über dich gelernt, die ihr vielleicht nicht so bewusst waren. Ihre häufigen Beschwerden haben dich verärgert. Vielleicht hat sie gar nicht darüber nachgedacht, dass sie nicht alles immer dann bei ihrer Chefin abladen kann, ohne konstruktive Verbesserungsvorschläge zu liefern. Du hast ihr damit eine Grenze aufgezeigt. Und sie hat gelernt, dass dir Toleranz und Harmonie im Team sehr wichtig sind. Du hast über sie gelernt, dass sie sich mehr Unterstützung bei der Aufgabenkoordination wünscht und mehr Wertschätzung für ihren besonderen Arbeitseinsatz braucht.

Für den Moment des Konfliktgesprächs bist du das Risiko eingegangen, dass eure Beziehung daran zerbrechen könnte, weil du sie mit deiner Perspektive konfrontiert hast. Gleichzeitig können uns gut ausgetragene Konflikte einander näherbringen, weil wir uns gegenseitig zugehört und verstanden haben. Du hast das Risiko des Scheiterns ausgehalten und die Chance eröffnet, dass ihr euch gemeinsam neu einnorden konntet.

Es kann auch dazu kommen, dass eure Beziehung an einem Konflikt zerbricht. Sollte es soweit kommen, kannst du dir sicher sein, dass es keine gute Basis für eine Zusammenarbeit gibt. Und das findet man doch besser früher als später heraus, oder?

Übung macht den Meister

Führungstools richtig einzusetzen braucht Übung. Tipp: Im familiären Rahmen lässt sich wunderbar üben. Die Lösung eines Konflikts mit dem Partner könnte so aussehen:

Du: „Ich habe heute deinen Freund getroffen und er hat mir erzählt, dass ihr nächstes Wochenende verabredet seid. Wir sind am gleichen Wochenende verabredet, gemeinsam ins Spa zu gehen.

Hast du gerade einen Moment, darüber zu reden?

Verstehe ich es richtig, dass du einem Freund und mir für den gleichen Tag zugesagt hast? Oder gibt es da ein Missverständnis? Welchen Termin hast du denn für unseren Spa-Tag im Kalender stehen?“

Er: „Nee, nee, ist schon richtig. Ich hatte das schon locker mit ihm vereinbart und als du mich wegen des Spas gefragt hast, wollte ich aber irgendwie auch nicht Nein zu dir sagen, weil ich die Idee schön fand. Und als er dann unseren lockeren Termin bestätigt hat, konnte ich ja schlecht sagen, dass es bei mir jetzt nicht mehr geht ….“

„Okay und wie möchtest du das Wochenende nun verbringen?“

Er: „Beides ist mir sehr wichtig.“

„Hm, diese zwei parallelen Verabredungen kommen jetzt irgendwie komisch bei mir an. Ich bin etwas enttäuscht; ich brauche auch für unsere Verabredungen Verbindlichkeit.“

Pause.

Mögliche Antwort: ‚Sorry, das war echt nicht zu Ende gedacht. Ich wollte dich mit meinem Verhalten nicht vor den Kopf stoßen. Mir ist – genau wie dir – wichtig, dass wir offen, ehrlich und verbindlich miteinander umgehen. Wenn ich nochmal in mich hineinhöre, würde ich an dem Wochenende gerne meinen Kumpel treffen. Was hältst du davon, wenn wir am Wochenende xy ins Spa gehen?‘

Idealerweise hat dein Partner gelernt, dass sein Verhalten bei dir Unmut hervorgerufen hat und dass dir Offenheit und Verbindlichkeit wichtig sind. Gleichzeitig hat er erfahren, dass er sein Problem mit Ehrlichkeit schnell und unkompliziert hätte lösen können, weil du konstruktiv mit der Situation umgegangen bist und ihm die Möglichkeit gelassen hast, wieder bei dir anzudocken. Du hast gelernt, dass ihm die Verabredungen mit seinen Freunden wichtig sind. Und er braucht offensichtlich mehr Sicherheit darin, dass seine Entscheidungen – wie auch immer sie ausfallen – akzeptiert werden.

Spontane Konfliktsituationen

Selbst wenn spontan eine Konfliktsituation entsteht, nimm dir die Zeit, deine Position im Konflikt und eine Haltung zu entwickeln. Kurzer Reminder: Die Haltung ist einerseits, dass du bereit bist, den Konflikt zu bewältigen und gleichzeitig offen für dein Gegenüber bleibst. Vielleicht hast du die Möglichkeit, dich kurz zurückzuziehen? Oder du hältst schon direkt zu Beginn des Konflikts eine längere Gesprächspause aus, um deine Gedanken zu sortieren.

Es wird nicht so sein, dass du im ersten Konflikt alles richtig machst – auch nicht im zweiten oder dritten. Es ist schon mal ein Anfang, im Kopf zu haben, wie es idealerweise laufen könnte, und dann mal das eine oder andere Element auszuprobieren. Wie bei jedem Führungstool macht auch bei Konflikten Übung den Meister. Wenn du dich für weitere Führungstools interessierst, lies doch mal meine Artikel zu Feedback und Wertschätzung.

Du möchtest eine Zusammenarbeit im Team, die fluppt und Spaß macht? Du möchtest wissen, mit welchen Hebeln du die Verwaltungsaufgaben für dich reduzierst und leichter machst? Wäre es nicht toll, wenn du dich zu allen Fragen rund um deine Praxis mit anderen niedergelassenen Zahnärztinnen in einem exklusiven Rahmen jederzeit austauschen könntest?

Dann schlag dich nicht weiter alleine mit den Herausforderungen und Fragen in deiner Praxis herum, sondern finde Lösungen, Antworten und Verbindung in The Smile Sisterhood.

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